Vršičpass – Sočatal – Kanaltal
Viertägige Radrundtour

Tarvis über Kranjska Gora, Kanal, Venzone zurück nach Tarvis

Nach unseren positiven Erfahrungen im Norden von Italien haben wir nun den Schritt über die slowenische Grenze an die Soča gewagt. Eine unglaublich schöne Region, in der man noch viele weitere Touren fahren könnte um jeden Winkel davon zu ergründen.

Als Hobbyfahrer ohne viel Training ist der Vršičpass unser erster Pass bzw. überhaupt der erste größerer Anstieg auf unseren Touren und demnach eine spannende neue Herausforderung. ( Es gab Momente in denen wir auf diese Herausforderung doch gerne wieder verzichtet hätten. )

Online Planung unserer Biketour

Nachdem wir in dieser Region kaum gute Tourenbeschreibungen gefunden haben, entstand die gesamte Planung online auf Bikemap.net. Das ersetzt natürlich nicht die Erfahrungswerte von jemandem der die Tour bereits gefahren ist, weder die Routenführung noch die Navigation über die App waren optimal und demnach sind wir selbst die Tour ein Monat später ein zweites mal gefahren um diese etwas zu optimieren. Sozusagen unsere Sočatour 2.0.

Tag 1: Predilsee – Kranjska Gora – Bovec

Wir sind am Vorabend mit dem Campingbus angereist und haben am Predilsee übernachtet um am ersten Tag früh starten zu können.
Die ersten paar Kilometer waren daher sehr entspannt hinab ins Tal nach Tarvis.
Zwar gibt es dort nur eine einzige Straße runter aber trotzdem kaum Verkehr. Kurz vor Tarvis zweigt dann ein gut ausgebauter Radweg ab. Größtenteils schattig und mit nur geringen Höhenunterschieden konnten wir auf dem Abschnitt eine gute Geschwindigkeit halten und kamen bis zum Jasna See gut voran. Ein guter Zwischenstopp um ein paar Fotos zu machen und sich mental auf den Pass vorzubereiten.

Vršičpass 1611m

Schluss mit lustig, die nächsten Stunden ging’s nur bergauf. Wenn wir es allerdings unsere erschöpften Häupter kurzzeitig hoben wurden wir mit großartiger Landschaft und einem beeindruckenden Panorama belohnt.

Der Pass ist zwar auch bei Wohnmobilen, Oldtimern und Motorradfahrern sehr beliebt, aber im Großen und Ganzen war die Fahrt relativ ruhig.

Das schönste an jedem Hügel oder Berg ist natürlich der Moment in dem man oben ankommt.

Ich rate davon ab den Pass mit dem Rennrad zu fahren, die Kehren sind größtenteils noch gepflastert. Der Gesichtsausdruck der entgegenkommenden Rennradfahrer erinnerte mich stark an eigene Erfahrungen mit dem Rennrad auf Schotter…

Nach dem Gipfel folgt eine großartige Abfahrt. Wir mussten nur ein paar Zwischenstopps einlegen um unsere Bremsscheiben abkühlen zu lassen. Das wäre wohl ein Pluspunkt für klassische Backenbremsen. Allerdings ist uns bei der Abfahrt ein Pärchen mit viel Gepäck begegnet bei denen sogar die Felgen so heiß wurden, dass sie während der Abfahrt mehrmals die Schläuche flicken mussten.
Schweren Herzens überließen wir Ihnen unseren Ersatzschlauch – das Karma wird es uns noch danken.

Badestopp Kamp Jelinc

Unser Ziel für diesen Tag ist Bovec. Nachdem das Ziel schon in greifbarer Nähe war nutzten wir die Gelegenheit ca 10 km vorher für eine kurze Abkühlung in der Soča.

wirklich nur kurz, das Wasser ist mindestens so kalt wie schön…

Im Vergleich zur ersten Fahrt auf dieser Strecke haben wir die Etappe etwas verkürzt um etwas mehr Zeit zum Schwimmen oder Fotografieren zu haben.

Übernachtung

Mit dem Hotel Alp in Bovec waren wir sehr zufrieden. Es liegt direkt im Ortszentrum. Den Abend ließen wir auf der Terrasse eines Restaurants in der Nähe ausklingen mit direktem Blick auf das Livekonzert einer 80er Jahre Cover-Band. Hätte ich so nicht geplant, hat aber trotzdem Spass gemacht. Hotel Alp auf Booking

Bei der ersten Fahrt haben wir im Gostišče Jazbec in Kobarid übernachtet, mit dem wir ebenfalls sehr zufrieden waren. Die Zimmer haben zwar keinen besonderen Komfort zu bieten, aber das Essen war sehr gut und der Gastgeber sehr freundlich. Er hat uns dann am nächsten Morgen auch ein paar Tipps für den weiteren Routenverlauf gegeben und auf der Karte markiert.

Tag 2: Bovec – Tolmin – Kanal – Cividale

Den zweiten Tag begannen wir bei gutem Wetter, überquerten bei Bovec die Soča und fuhren in aller Ruhe auf einer kleinen Seitenstraße. Schon nach wenigen Kilometern allerdings kamen wir an einen so traumhaften Badeplatz dass wir früher als geplant unsere erste Pause einlegten.

Später mussten wir ein paar Kilometer der Hauptstraße folgen bis zu einer unscheinbaren Abzweigung auf einen Schotterweg, der uns steil bergab ins Flusstal in Richtung Napoleon Brücke in Kobarid brachte. Spätestens an diesem Weg war ich froh darüber zum ersten mal mit Federgabel unterwegs zu sein.

Der Wettlauf mit dem Wetter

Leider begann ab hier auch der Wettlauf mit dem Wetter. Bei jeder kurzen Pause – selbst wenn wir nur ein Foto machten oder an einem Brunnen die Trinkflaschen füllten – spürten wir die ersten Tropfen und mussten erstmal kräftig in die Pedale treten um wieder etwas Vorsprung zu haben.

Kurz vor Tolmin waren wir dann schlussendlich umzingelt und retteten uns in eine Bushaltestelle.

Nach etwa einer halben Stunde konnten wir weiter fahren, allerdings hielt das Wetter nicht lange und so fanden wir nur kurze Zeit später in Tolmin in einem leeren Festivalzelt Zuflucht. Wie wir erfuhren hätte dort das Overjam Festival stattfinden sollen, wurde aber aufgrund des Wetters in eine Halle verlegt.

Als wir nun dort auf der Bühne saßen und das Wetter beobachteten, hat das Karma uns dafür belohnt am Vortag den Schlauch verschenkt zu haben.
Mit den Sätzen „Hey guys, whats wrong with the weather? Do you want a beer?“ kam unsere moralische Stütze in Form von ein paar Festivalbesuchern mit einer großen Kühltasche und einem Lautsprecher zu uns auf die Bühne.

So schlecht das Wetter auch war, wir hatten unser Zimmer bereits gebucht also mussten wir an dem Tag noch raus aus dem Sočatal rüber nach Italien.

Gegen 16:00 verließen wir also die Festivalbühne und fuhren im Regen weiter. Auf der linken Seite des Tals fuhren wir relativ hoch oben durch eine völlig verlassene Gegend, teilweise auf Strecken, die eher für ein Mountainbike geeignet wären und teilweise auf kleinen Straßen. In Kanal ob Soči kamen wir dann runter vom Berg und begannen am anderen Ufer sofort wieder den nächsten Berg zu erklimmen.

Noch 500 Höhenmeter bei Nacht und Regen

In unserer Planung haben wir natürlich nicht berücksichtigt, dass wir erst um 18:00 am Fuß eines Berges ankamen und noch einen Anstieg von etwa 500 Höhenmeter und eine Strecke von 30 Kilometern vor uns hatten. Mit dem Einbruch der Dunkelheit war unsere Motivation dann auch ziemlich am Ende.

Als wir dann endlich bei Regen, Kälte und Dunkelheit den Kamm erreicht hatten, hätte unser Navi einen Schotterweg vorgeschlagen um auf der anderen Seite wieder runter zu kommen. Die Straße war uns allerdings bei den Bedingungen abenteuerlich genug. Leider haben wir von der Landschaft nicht mehr viel gesehen daher sind wir den Teil nach unserer Tour nochmal mit dem Auto abgefahren. Ich denke wir werden diesen Abschnitt in einer zukünftigen Tour wieder fahren, die Gegend ist kaum besiedelt und wirklich sehenswert.

Traurige Bilanz dieses nächtlichen Abschnitts sind 2 Todesopfer: eine Kröte mit dem Hinterrad und eine Fledermaus mit dem Helm getötet.

Eindringlinge aus der Zukunft im Mittelalter

Gegen 22:00 erreichten wir erschöpft, durchnässt aber erleichtert Cividale. Bei unserer Ankunft landeten wir mitten in einem Mittelalterfest.

Mit unseren Rädern, der Sportkleidung, den Reflektoren und den Lichtern sahen wir ein wenig aus wie Eindringlinge aus der Zukunft, aber das mittelalterliche Volk zeigte sich tolerant und ließ uns passieren um zu unserem Zimmer zu kommen.

Irgendwie hatten wir mit dem Fest wohl Glück, so hatten wenigstens die Gasthäuser noch offen und wir bekamen zu später Stunde noch zu Essen (wenn auch mittelalterliche Gerichte).

Übernachtung

Den Rest der Nacht verbrachten wir im B&B Dai Toscans in Cividale. Was uns davon besonders in Erinnerung geblieben ist war die herzliche Gastgeberin und dass jedes der fünf Zimmer ganz individuell nach einem eigenen Thema gestaltet ist.

Tag 3: Cividale – Gemona – Venzone

Bis zum nächsten Morgen war der Großteil unserer Kleidung wieder trocken und es ging wieder in Richtung Norden wo wir uns langsam unserem vertrauten Kanaltal näherten.

Für diesen Tag haben wir nur eine kurze Strecke geplant um am Nachmittag ein paar Stunden am Tagliamento verbringen zu können.

Durch die kürzere Strecke hatten wir auch ausreichend Zeit noch einen kleinen Abstecher nach Gemona zu machen. Ein wirklich schöner kleiner Ort, den wir bisher nur vom Tal aus gesehen hatten. Aber nicht nur wegen dem Sightseeing war es den Weg Wert, auch die Abfahrt von Gemona aus ins Tal ist ein Genuss. Eine alte Kopfstein-Straßen gefolgt von einer Allee und kein Verkehr, einfach herrlich.

Im Tal unten verläuft dann direkt der Alpe-Adria-Radweg auf dem wir die letzten Kilometer bis nach Venzone fahren.

Übernachtung

Wann immer wir die Gelegenheit haben übernachten wir in dieser Gegend im Casali Scjs, einem kleinen Hof knapp außerhalb von Venzone. Es gibt dort keinen besonderen Komfort, aber eine traumhafte Lage und und eine unglaublich herzliche Gastgeber-Familie. Auch wenn diese fast nur italienisch spricht und wir kein Wort konnten wir uns immer wieder irgendwie verständigen und fühlen uns dort immer wieder wohl und willkommen. Gleich ein paar hundert Meter entfernt im Al Spiedo gibt aus auch noch die beste Pizza, die besten Calamari und den besten Espresso weit und breit.

Tag 4: Venzone – Tarvis – Predil

Der weitere Rückweg verläuft über den Alpe-Adria-Radweg zurück nach Tarvis. Fährt man diesen Weg zum ersten mal Richtung Norden, vor allem wenn es Tag 4 der Tour ist spürt man ganz deutlich den ständigen leichten Anstieg.

Im Großen und Ganzen allerdings ein Streckenabschnitt bei dem man recht entspannt fahren und die Landschaft genießen kann. Der Alpe-Adria Radweg im Kanaltal ist allerdings ein Artikel für sich.

2 Kommentare
  1. Desi
    Desi sagte:

    Ich möchte diesen Sommer von Salzburg nach Triest fahren, würdet ihr mir eher das Socatal oder das Kanaltal dafür empfehlen? Vielen Dank für die Hilfe um vorraus!
    LG Desi

    Antworten
    • Hannes Etzelstorfer
      Hannes Etzelstorfer sagte:

      Hallo Desi,
      Landschaftlich sind beide großartig. Die größere Herausforderung ist das Sočatal mit dem Vršičpass, aber das Kanaltal mit dem gut ausgebauten Radweg und den alten Bahnbrücken und Tunnels ist einfach ein ganz besonderes Erlebnis.
      Also meiner Meinung nach muss man das Kanaltal unbedingt mal erleben, daher ist das meine Empfehlung.
      Grüße, Hannes

      Antworten

Dein Kommentar

An Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns Deinen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert